Wie MAT Foundry Nachhaltigkeit in die Tat umsetzt
CO2-Emissionen zu messen und zu verringern wird für jede Gießerei immer wichtiger. Wir sprechen mit Shaun Lindfield, dem kaufmännischen Leiter der MAT Foundry Group, über mehr Nachhaltigkeit in der Gießerei-Lieferkette und über die Unterstützung, welche die digitalen Tools von DISA dabei leisten.
- Shaun, danke, dass Sie sich Zeit nehmen für dieses Gespräch. Welchen Ansatz verfolgt die MAT Group in puncto Nachhaltigkeit?
Mein Team trägt die zentrale Verantwortung für Projekte zur fortlaufenden Prozessverbesserung und zur Senkung von CO2-Emissionen. Nach meiner Ansicht gehen Prozessverbesserung und Senkung von CO2-Emissionen Hand in Hand. Durch besser ablaufende Prozesse oder höhere Gussqualität werden weniger Ressourcen verbraucht und damit der Energieverbrauch, die Transportkosten usw. gesenkt. Das zahlt sich in zweifacher Hinsicht aus: geringere Emissionen und geringere Kosten.
Persönlich habe ich ein großes Faible für Nachhaltigkeit. Ich habe einen Abschluss in Umweltmanagement und war in den ersten sieben Jahren bei der MAT Group Manager für Gesundheit, Sicherheit und Umwelt. Ich wusste: Durch meinen Einstieg in die Industrie würde ich wirklich etwas bewirken können.
- Norican hat sich kürzlich der „Science-Based Targets-Initiative” (SBTi). Zieht auch die MAT Group einen solchen Schritt in Erwägung?
Alle unsere Einrichtungen erfüllen beim Umweltmanagement ISO 14001, und alle unsere OE-Werke sind hinsichtlich Energiemanagement nach ISO 50001 zertifiziert. Wir haben uns der SBT-Initiative noch nicht angeschlossen. Wir warten noch, damit wir unsere Standards mit denen unserer Kunden in Einklang bringen können. Aber wir messen seit zwei Jahren konzernweit unsere Scope-1- und Scope-2-Emissionen und legen unseren Kunden bereits eine darauf beruhende Umweltbilanz für unsere Produkte vor. Dieses Jahr haben wir mit der Messung der Scope-3-Emissionen in unserer eigenen Lieferkette begonnen.
- Welche Priorität haben die Scope-3-Emissionsdaten, und legen Sie diese für Ihre eigene Beschaffung zugrunde?
Unsere Rohstofflieferanten (Schrott und Ferrolegierungen) werden wir als Erste in den Blick nehmen, und unsere Kunden drängen uns auch in diese Richtung. Sie wissen, wo die meisten Emissionen entstehen: bei den Ferrosilizium- und Kohlenstoffprodukten, die bei 2000 bis 4000 °C hergestellt werden.
Sobald wir Scope 3 besser im Griff haben, werden wir die betreffenden Werte auch für uns zum Maßstab nehmen. Wo sollten wir zum Beispiel Ferrosilizium-Magnesium kaufen? Von Lieferanten in unserer europäischen Region, die zu 100 % mit grüner Energie arbeiten, oder von Lieferanten außerhalb Europas, die eventuell keine erneuerbaren Energien nutzen?
- Worüber möchten Ihre Kunden sonst noch Bescheid wissen?
Sie wollen den Anteil an Sekundärmaterial maximieren und erkundigen sich zunehmend, wie viel Sekundärmaterial in jedem Produkt enthalten ist. Wir verwenden bereits viel Eisenschrott und klassifizieren nach und nach alle unsere Rohstoffe als primär oder sekundär. Kohlenstoff beispielsweise konnte als sekundär eingestuft werden, weil es ein Abfallprodukt von Erdölkoks ist.
- Gibt es nach Ihrer Auffassung bestimmte Sparten, die in Sachen Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle spielen, und wird die Emissionsmessung für Gießereien obligatorisch?
Da kommt als erstes die Automotive-Branche in den Sinn. Wir haben sowohl mit Tier-1-Lieferanten als auch mit den OEMs selbst zu tun, und sie alle wollen bis zu einem bestimmten Datum CO2-neutral sein, zumeist bis 2030 oder 2040. Die meisten beziehen Emissionen bereits in ihre Ausschreibungsverfahren mit ein, und wir werden mittlerweile gebeten, Angebote für kohlenstofffreie Produkte abzugeben.
Das heißt also: Ja, die Messung von Scope-1-, 2- und 3-Emissionen wird immer wichtiger bei der Auftragsvergabe, obwohl noch abzuwarten bleibt, in welchem Umfang sie wirklich in die Entscheidungsfindung einfließen. Aber wenn Sie bis 2025 Ihre CO2-Emissionen nicht quantifizieren und nicht im Detail darlegen können, glaube ich nicht, dass Sie überhaupt noch zur Teilnahme an einer Ausschreibung aufgefordert werden.
- Wenn also eine Gießerei eine hohe Emissionslast hat, dann bekommt sie den Auftrag nicht?
Wir kommen gerade erst in die Angebotsphase, also wissen wir es ehrlich gesagt noch nicht. Einige Unternehmen scheinen Klimaneutralität sehr ernst zu nehmen, aber es kommt wirklich darauf an, ob der Markt bereit ist, für ein umweltfreundlicheres Produkt mehr zu zahlen. Unser Werk in Großbritannien nutzt beispielsweise zu 100 % erneuerbare Energie, aber das ist mit Kosten verbunden. Zudem ist es sehr schwierig, bestimmte Kohlenstoffemissionen in unseren Prozessen auszuschalten, sodass wir Emissionszertifikate kaufen oder Bäume pflanzen müssen.
Wenn wir ein Angebot für ein CO2-neutrales Produkt abgeben, das in Europa in ein Fahrzeug eingebaut werden soll, und dieser Vertrag dann an eine Gießerei in Asien geht, dann ist es unwahrscheinlich, dass das Produkt kohlenstofffrei ist und zugleich einen wettbewerbsfähigen Preis hat. Das Werk dort nutzt höchstwahrscheinlich keine erneuerbaren Energien und muss das Produkt um die halbe Welt versenden. Leider haben wir dies in jüngster Zeit erlebt, wo es nur auf das billigste Teil ankam, obwohl auf der Website des Unternehmens vielleicht alles Mögliche darüber steht, wie umweltfreundlich sie sind.
- Wie kann Nachhaltigkeit im Beschaffungsprozess am besten berücksichtigt werden?
Ein gängiger Ansatz besteht darin, einen Korrekturfaktor auf die Angebotspreise anzuwenden, der auf der Qualität und Lieferleistung eines Lieferanten beruht. Und die Lieferantenemissionen in diese Berechnung einfließen zu lassen, wäre eine transparente Möglichkeit, sie bei der Ausschreibung zu berücksichtigen. Eine hohe Punktzahl wäre dann schlecht und würde den Preis des Teils erhöhen. Wer dann seine Emissionen verringert, bleibt wettbewerbsfähig.
- Können Sie mir Beispiele für aktuelle MAT-Projekte nennen, mit denen Nachhaltigkeit gefördert wird?
Für die Herstellung von Bremsscheibenkernen recycelt unsere Sandrückgewinnungsanlage Grünsand aus dem DISA-Verfahren. Das verringert die Menge an produziertem Abfallsand um etwa 65 % pro Jahr, erhöht den Anteil von genutztem Sekundärmaterial und senkt unsere Ausgaben für neuen Sand, Transport und Entsorgung. Das ist eine groß angelegte Investition, mit der wir jedoch unsere Umweltbilanz erheblich verbessern und gleichzeitig ein Vermögen sparen.
Unser laufendes Monitizer-Projekt in Poole trägt entscheidend dazu bei, sowohl unsere Abläufe als auch unsere Nachhaltigkeit zu verbessern. Mit Monitizer lassen sich sehr einfach und schnell viele zuverlässige Daten erfassen. Zudem lassen sich diese Daten auch bequem analysieren und verstehen. Unsere Techniker und Manager können selbst Berichte erstellen und die Daten abfragen. Dann haben sie die Möglichkeit zur Überwachung und Nachverfolgung, können Vergleiche mit bisherigen Leistung anstellen, Trends beobachten usw.
So können wir ausgehend von soliden Erkenntnissen entscheiden, worauf wir unsere Bemühungen konzentrieren sollten: Energieeinsparung, CO2-Verbrauch oder Abfallvermeidung. Wenn wir Monitizer | PRESCRIBE AI implementieren, werden wir sehen, wo wir Ausschuss, Emissionen und Kosten verringern können – das Potenzial ist riesig.
Monitizer hilft uns nicht nur, Ausschuss zu verringern, sondern liegt auch bereits allen möglichen Prozessverbesserungen zugrunde, die sich auf unsere Emissionen auswirken. Beispielsweise verkürzen wir fortlaufend die Strahlzyklusdauer bei unserer Wheelabrator-Anlage. Das spart Energie und Strahlmaterial, die Anlage verschleißt nicht so schnell usw.
- Und wie sieht es mit der physischen Gießereiausrüstung aus?
Es müssen alle Emissionsquellen beachtet werden, vom Energieverbrauch und der Langlebigkeit der Maschinen bis hin zum Versandort der Materialien. Unsere DISA-Anlagen sind das Herzstück unserer Gießerei: Formanlagen, Sandanlage, Sandsysteme, DISACOOL sowie Wheelabrator-Strahlanlagen. Diese Maschinen laufen 24 Stunden am Tag, 5-6 Tage die Woche für 20-30 Jahre. Ihre Energieeffizienz, lange Lebensdauer und hochwertige Produktion haben einen enorm positiven Einfluss auf unsere CO2-Bilanz. Wir haben kürzlich die PLC-Steuerungssysteme unserer beiden Formmaschinen modernisiert – das wird ihre Lebensdauer um viele Jahre verlängern.
DISA entwickelt ja laufend neue Produkte und Komponenten, mit denen wir die Formanlagen erweitern oder nachrüsten können, um sie effizienter und nachhaltiger zu machen. Ein Beispiel ist der Mold Accuracy Controller, der die Formausrichtung vor dem Gießen in Echtzeit misst. Wer das in seine Linie integriert, hat umgehend mit weniger Fehlanpassungen und Ausschuss zu tun. Das hat im Laufe der Zeit enorme Auswirkungen auf Ausschuss, Kosten und Emissionen.
- Ist es im Zeitalter der Nachhaltigkeit sogar noch wichtiger, die Ausschussmengen zu verringern?
Qualität und Emissionssenkung sind wie nie zuvor miteinander verknüpft. Wenn Sie den Ausschuss verringern, verringern sich auch die Scope-1-, 2- und 3-Emissionen erheblich. Nicht nur die Schmelzenergie, sondern auch all die anderen Kohlenstoffemissionen fließen in die Ausschussproduktion ein – Legierungen, Energie zum Trocknen des Sandes, Bentonit, Emissionen beim Transport usw.
In den nächsten drei bis fünf Jahren wird sich die Denkweise komplett ändern. Den Ausschuss auf null zu senken wird entscheidend sein, denn durch die Auswirkungen auf die Emissionen wird ein Betrieb umso wettbewerbsfähiger. Wer 3-5 % Ausschuss produziert, für den ist es wesentlich teurer, Klimaneutralität zu erreichen. Auch hier geht es um Prozessverbesserungen, die zu weniger Emissionen führen. Es spart Geld und macht das Unternehmen profitabler. Also warum macht das nicht jeder?